Survival-Tipps für Adoptiveltern

Christel Rech-Simon, Fritz B-Simon

Was steht drin?

Christel Rech-Simon und Fritz B. Simon sind selbst Eltern von Adoptivkindern. Ihre offene Darstellung täglicher Situationen in der Be- und Erziehungsarbeit macht das Buch allein schon lesenswert - wobei die Autoren bereits auf den ersten Seiten betonen, dass glücklicherweise nicht alle Adoptivkinder solch schwierige Phasen durchlaufen wie in ihrer Familie. 

 

Gleichzeitig sind die Autoren als analytische Kinder- und Jugendpsychotherapeutin bzw. als systemischer Familientherapeut Profis in der Analyse und im Umgang mit außergewöhlichen Verhaltensweisen Heranwachsender. Trotzdem gab es Situationen, die das Elternpaar an Grenzen gebracht haben, und dass sie die „guten Ratschläge von Kollegen und anderen Experten als irgendwie daneben erlebten“. 

 

Der unvoreingenommene Vergleich zwischen der Pädagogik bei leiblichen und Adoptivkindern, der in vielen Aspekten identisch, in manchen aber stark verschieden sein kann, führt zu interessanten Erkenntnissen über Elternrolle, Schule und Familiendynamik. 

 

Typische Kennzeichen früher Traumatisierungen, wie fehlendes Urvertrauen und Abspaltung werden verständlich erklärt und die Auswirkungen in verschiedenen Lebensphasen dargestellt. 

 

Im zweiten Teil des Buches werden konkrete Beispiele analysiert und mit konkreten Handlungsempfehlungen versehen. Dabei wird nicht nur empfohlen, was zu tun ist, sondern auch, was man besser unterlassen sollte. Das ist insofern lobenswert, als „gewöhnliche“ Erziehungsmethoden bei früh traumatisierten Kindern oder Jugendlichen oft zu einer fatalen Eskalation führen. Die „Einladung zum Tanz“ (zur Diskussion, zum Streit, zur provozierten Ausgrenzung) auszuschlagen oder aufzuschieben, kann schon ein wesentlicher Rettungsanker für Adoptiveltern sein. 

 

Insofern trägt das Buch seinen Titel zu Recht. Wer schon psychologische Ratgeber gelesen hat, wird Wiederholungen in der theoretischen Betrachtung der Familiendynamik finden. Adoptiveltern mit Kindern oder Jugendlichen in schwierigen Phasen werden auf einige Muster wiedererkennen. Es wäre zu einfach, und ist auch nicht der Anspruch der Autoren, eine Bedienungsanleitung für jede Situation zu finden. Doch allein schon das Unterlassen bestimmter pädagogischer Reflexe (trotz gegenteiliger Ratschläge von Lehrern, anderen Eltern oder ähnlicher selbsternannter Experten) kann enorm entlasten. 

 

Denn (Zitat) „Viele elterliche oder erzieherische Verhaltensweisen, die im Umgang mit durchschnittlichen Kindern (ob adoptiert oder nicht) richtig sind, erweisen sich im Umgang mit bestimmten Adoptivkindern schlicht und einfach als falsch“

 

Für wen?

 

Wie der Titel schon sagt, richtet sich das Buch an Adoptiv- oder Pflegeleltern, deren Kinder starke Verhaltensauffälligkeiten zeigen. 

Details

Titel: Survival-Tipps für Adoptiveltern

Autoren: Christel Rech-Simon, Fritz B. Simon

Verlag: Carl-Auer-Systeme, Heidelberg, 2008

214 Seiten

ISBN 978-3-89670-654-6